zurück oder voraus

Es ist eine Melodie, als spiele der Wind auf einer großen Flöte und als sängen Stimmen im Chor dazu. Als trüge das Licht auf seinen Flügeln die Töne über das Tiefe Meer und wieder zurück auf die Insel.

 

Opa Krausbart und der Käpt´n lehnen sich an einen Baum und schließen die Augen.

Lasse setzt Ansgar auf einen Ast. Er hält sich die Hand über die Augen, um besser sehen zu können, aber in der Dunkelheit nützt auch das nichts. Da fällt ihm ein Trick ein, den ihm seine allerkleinste Schwester erzählt hat.

Wenn man den Kopf auf die Seite dreht, und in eine andere Richtung schaut, so dass man mit dem Augenwinkel dorthin blickt, wo eben noch geradeaus war, kann man selbst noch ganz spärlich beleuchtete Dinge wahrnehmen. Lasse dreht den Kopf und konzentriert sich nur auf seine Wahrnehmung.

Und tatsächlich – ganz hinten in der Ferne des dichten Blätterwaldes schimmert doch etwas?

 

Lasse merkt sich die Richtung und klettert blitzschnell am Stamm des Baums hoch, klettert zwei drei Äste höher als Ansgar sitzt, der immer noch träumt, und schaut sich um.

 

Ja wirklich, in etwa hundert Schritten, schätzt Lasse, befindet sich eine Lichtung.

Ein paar einzelne Sonnenstrahlen verirren sich selbst durch die dichtesten Blätter noch hierhin. Lasse legt den Kopf auf die Seite und lauscht der Musik. Sie scheint ebenfalls von der Lichtung zu kommen.

 

„Da vorne ist ein Licht, vielleicht sogar eine Lichtung.“ flüstert er Opa und dem Käpt´n zu. „Die Musik kommt genau von dort, wo der Schatz sein muss! Lasst uns hingehen!“

 

Opa Krausbart zuckt erschrocken zusammen. „Was? Was?“

Er scheint ganz irritiert; der Klang der Melodie mag ihm ein wenig die Sinne vernebelt haben. Auch der Käpt´n ist nicht ganz bei der Sache und fängt lieber an, die wunderbare Melodie mitzusummen.

 

Lasse klettert vom Baum herunter, setzt Ansgar auf seine Mütze und schubst die beiden alten Piraten an, damit sie sich in Bewegung setzen.

Auf ihrem Weg müssen sie die dicken Blätter der Bäume aus dem Weg zu schneiden.

Nach etwa fünf Minuten stehen sie vor der letzten Blätterwand und schauen vorsichtig hindurch.

 

Der Käpt´n kneift die Augen zusammen, denn die Sonne strahlt hell über die Lichtung und taucht alles in ein goldenes Nachmittagslicht. Opa Krausbart runzelt die Stirne und reibt sich die Augen.

 

„Was ist...“ stottert der Käpt´n. „Was ist.... was ist...“

„Jungchen,....?“ Fragt Opa Krausbart „Was ist?“

„Waaaas ist daaaas?“ fragt Lasse gedehnt. Er traut seinen Augen nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor ihnen wedelt eine achtarmige Riesenkrake mit ihren Tentakeln durch die Luft. Zum Glück sind die drei Piraten hinter der letzten Blätterwand versteckt stehen geblieben, so dass die Riesenkrake sie nicht sehen kann.

Sie sitzt gemütlich in einer großen Wasserpfütze, spritzt sich selbst ab und zu nass und wedelt mit ihren Tentakeln, als wolle sie sich Luft zufächeln. Sie ist dunkelgrau und wirklich so groß wie ein Piratenschiff. An manchen Stellen ihrer Haut kleben Muscheln und Reste von Seetang. Ihre Augen hält sie geschlossen.

Sie wiegt ihren Kopf im Takt der Musik, die mittlerweile so laut und eindrucksvoll geworden ist, dass Lasse und die Piraten kein Wort mehr wechseln können.

 

Gebannt starren sie auf die Krake und ihre kunstvollen Bewegungen. Doch mit einem Mal wirft die Krake alle Arme gleichzeitig in die Luft, verharrt in dieser Position für einen Augenblick und die Musik erstirbt. Dann beginnt es unter der Krake zu brodeln, das Wasser der Pfütze wird mehr und mehr und sie öffnet sich zu einer unterirdischen Höhle. Mit lautem Zischen taucht die Riesenkrake hinab und nichts ist mehr zu sehen, als das Wasser sich beruhigt hat. Auch die Musik ist nicht mehr zu hören.

13. Das Lied des Dschungels

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Das Lied des Kraken