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17. Die Flucht - Zweiter Teil

Kurz bevor die Sonne untergeht, kommen sie bei der Windjauler an.

Das kleine Schiff liegt im Wasser, weil die Flut inzwischen bis zur Insel gelangt ist.

Die Piraten krempeln sich die Hosenbeine hoch und waten durch das niedrige Wasser bis zum Ankertau. Dann hangeln sie sich einer neben dem anderen am Tau hoch bis zur Bordwand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück auf der Windjauler setzen sie sich aufs Vorderdeck.

„Versuch es einfach“ sagt da Opa Krausbart und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Du hast nichts zu verlieren, Lasse Eisenhammer. Du bist mutig, du hast uns gerettet durch Piratenlist und wenn der Schlüssel passt, den du in deiner Hosentasche hast, dann bist du der neue Kapitän der Windjauler. Das ist das Piratengesetz!“

 

Lasse schaut Opa Krausbart erstaunt an. Das hatte der alte Seemann also alles heimlich mitbekommen? Lasse seufzt und rappelt sich auf. Er klettert die paar Stufen zum Ruderstand hoch und holt den Schlüssel aus der Tasche. Er will gar nicht Käpt´n sein, er will nicht, weil er noch gar nicht genug weiß von der Seefahrerei und von Piraten, Kanonen, oder wilden Fluchereien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lasse steckt den kleinen, goldenen Schlüssel in das Schloss an der Kette. Er versucht, ihn zu drehen, wackelt, drückt und zieht, aber nichts passiert. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.

 

Lasse schaut auf das Eisenschloß und denkt nach. Er betrachtet es von allen Seiten, blickt auf die Kette und steht auf. Er blickt von hinten auf die Kette und dann von vorne.

Das kann doch nicht sein... der Käpt´n hat die Kette abgeschlossen und danach erst um das Steuerruder gewickelt! Es sah immer nur so aus, als sei es abgeschlossen gewesen.

War es aber nie.

 

Lasse beugt sich vor, fasst ein Ende der Kette an, das unter dem Steuerrad hervor lugt und zieht daran. Mit einem lauten Rasseln gleitet die Kette vom Steuerrad und das Ruder dreht sich von selbst ein wenig hin und her.

 

„Beim Krötenkrakentümpelkrabbenbein!“ ruft Lasse vor Freude. „Schaut mal, wir haben bloß immer am falschen Ende der Kette gezogen!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Au weia! Du kannst ja auf einmal richtig fluchen?“ ruft Opa Krausbart und will eigentlich anfangen, ebenso zu fluchen, aber da fällt ihm ein, dass er ja auch selbst hätte besser hinsehen können. Und den Käpt´n kann er auch nicht beschimpfen, denn der ist unter Deck und flickt die Tasche mit dem Loch.

 

„Aber wofür mag der Schlüssel sein, den du dem Kraken entwendet hast?“ fragt Opa Krausbart Lasse, der gerade in den Ausguck hochklettern will.

 

„Er passt bestimmt auf ein Schloss einer geheimen Türe, hinter der sich viele Schätze verbergen, und ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel.

Eines Tages werde ich ihn brauchen können!“ ruft Lasse und klettert weiter die Strickleiter hoch, bis er oben im Krähennest ankommt.

Dort sitzt schon Ansgar, der auf ihn gewartet hat.

Lasse setzt die Bordmöwe auf seine Mütze und beide blicken auf den Horizont.

"Und vielleicht", denkt er sich ganz leise "werde ich den Kraken fragen, ob er etwas über diesen Schlüssel weiß."

 

 

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